Glauben Sie das wirklich?

„Glauben Sie das wirklich? So leben Sie das?“ Erstauntes, interessiertes Nachfragen und kritisches, zweifelndes Hinterfragen von Schülerinnen und Schülern, die auf der Suche nach einem guten Lebensweg sind – das gehört zu meinem Alltag als Schulpfarrerin. Den Jugendlichen sowohl im Unterricht als auch im Schulalltag und der Seelsorge durch Wort und Tat jeden Tag aufs Neue verlässlich Rede und Antwort zu stehen, ihnen ein glaubwürdiges Gegenüber zu sein, das ist für mich das Herausfordernde am Dienst als Pfarrerin in der Schule. Es geht um meinen gelebten Glauben, den ich als Lebenshilfe ins Gespräch bringen will, und zwar unabhängig von der Konfessions- und Religionszugehörigkeit meiner Schülerinnen und Schüler. Ihm wird Wertschätzung entgegen gebracht – trotz der häufig bestehenden Kritik an der Institution Kirche. Was für eine Chance, das Evangelium zu kommunizieren! Und ich nutze sie: Ich bin da, wenn es „brennt“ und habe offene Augen und Ohren in der Schule und im Stadtteil der Schule, in dem ich selbst lebe. Ich habe einen Seelsorgeraum und Dank meiner offiziellen Seelsorgebeauftragung auch die Zeit für Hausbesuche, Gespräche,  niedrigschwellige Angebote und gemeinsame Gottesdienstvorbereitungen. Durch das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler, der Schulleitung, der Kollegiumsmitglieder und der Eltern kann ich für viele Lebensberaterin und Lebensbegleiterin in einer besonders bewegten Zeit sein.

„Mich gibt es noch. Ich bin nicht gesprungen. Danke, dass Sie mir geglaubt und mich in die Kinder- und Jugendpsychiatrie gebracht haben!“ Das war mein schönstes Dankeschön im vergangenen Schuljahr.

Tanja Meister, Schulpfarrerin an der Anne-Frank-Schule in Eschwege